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Ötzi, ein Trailrunner?
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„Trailrunning ist weit mehr als Laufen auf unwegsamen Gelände. Trailrunning ist ein Freiheitsgefühl“, so die Organisatoren von Salty Trail Running. Mit dem Schnalstal Alpine Trail sind sie vom 24. bis 27. Juli zu Gast im Schnalstal. Race-Direktor Dominik Hartmann, Stefan Ehrmeier und Didi Weithaler von Berghotel Tyrol, selbst ebenfalls begeisterter Trailrunner, haben sich mit Johanna Niederkofler und Sara Weithaler vom archeoParc über Trailrunning und Ötzi unterhalten.
Laut Definition beschreibt Trailrunning eine Art des Langstreckenlaufes auf unbefestigten Wegen, unabhängig davon, ob sich diese im Flachland im Norden von Deutschland befinden oder in luftiger Höhe in den Südtiroler Bergen. Wer sich dieser Sportart stellt, tritt in eine Challenge mit sich selbst, mit seinem Kopf und Körper und mit den örtlichen Gegebenheiten.
Didi: Die meisten Trailrunner sind sehr naturaffin und haben deshalb eine gewisse Kenntnis von den alpinen Höhenlagen.
Dominik: Menschen, die vom Straßenlauf kommen und mit dem Trailrunning anfangen, müssen wir gewisse Kenntnisse erst vermitteln. Der Alpin Trail Schnalstal ist für Anfänger nicht besonders gut geeignet.
Johanna: Ich kann mir vorstellen, dass die Faszination am Trailrunning für viele die ist, dass man dabei eine zeitlang ohne Ablenkung ist und sich nur auf eine Sache fokussiert.
Dominik: Mit dieser Einstellung wärst du schon eine super Trailrunnerin!
„Trailrunning ist ein Freiheitsgefühl“
Stefan: Ja, eigentlich ist Trailrunning Freiheitsgefühl. Das Geile ist, du musst nicht rennen, sondern du hast eben genau die Freiheit zwischendurch zu gehen oder auch stehen zu bleiben, um die Aussicht zu genießen und ein Foto zu machen.
Didi: Oft werde ich gefragt, „Wenn du laufen gehst, bekommst du da überhaupt noch etwas mit von deiner Umgebung?“ Aber ich bin da meistens viel aufmerksamer und nehme alle um mich herum viel intensiver wahr. Es ist eine Sportart, für die man nichts neu erfinden muss: Die Wege sind da und Bewegen kann man sich auch ohne Hilfsmittel. Du nimmst dir einfach etwas zum Trinken mit und deine Laufschuhe und läufst los.
Johanna: Bei Ötzi in der Steinzeit oder heute bei uns. Das liegt ja in unserer Natur als Menschen.
Stefan: Deswegen wächst die Sportart weltweit momentan auch so sehr, weil es eben so easy ist. Laufen ist ehrlich und man braucht nicht viel. Für viele steht bei Events wie unserem gar nicht der Leistungsaspekt im Mittelpunkt, sondern der Wunsch, sich selbst zu beweisen – es schaffen zu können. Da ist die Geschwindigkeit dann egal.
Dominik: Das Tolle an dem Sport ist auch, dass man relativ schnell Erfolge erkennt.
Johanna: Welche Touren habt ihr beim Schnalstal Alpine Run?
Didi: Die längste Tour, die wir heuer hier haben, ist circa 60km. Da starten wir schon um 4:00 Uhr in der Früh in Unser Frau und laufen über Vernagt und die Similaun-Hütte zur Ötzi Fundstelle, dann zur Martin-Busch-Hütte bis nach Vent, zum Hochjoch und über die Schöne Aussicht nach Kurzras und über die Bergl-Alm wieder zurück nach Unser Frau. Die schnellsten Läufer werden am späten Vormittag zurück sein.
Sara: Krass, aber geht das so ganz ohne Pausen?
Dominik: Es gibt am Weg immer wieder Verpflegungsstationen, dort können sich die Runner dann Wasser und Gel holen oder auf Toilette gehen. Aber es gibt immer wieder Leute, die die Strecke ganz durchlaufen.
Stefan: Man muss aber auch sagen, dass die Läufer nicht immer nur rennen, gerade wenn es steil wird ist es tatsächlich effizienter zu gehen.
Dominik: Unser Maßstab für Veranstaltungen ist es, Strecken zu finden, wo wir auch 100% selbst dahinterstehen und die wir auch selbst mitrennen würden.
„Ötzi hätte es in Cut-off-Zeit geschafft“
Johanna: Wie lange schätzt ihr, wird Ötzi wohl für eine Strecke von dieser Länge gebraucht haben?
Dominik: Ich glaube, der war ein richtig fitter Mensch, aber wahrscheinlich waren die Begebenheiten am Berg mit mehr Schnee und Eis anders als heute.
Johanna: Die Begebenheiten waren vermutlich nicht mal so anders als heute.
Dominik: …dann würde ich tatsächlich schätzen, dass er es in unserer Cut-off-Zeit geschafft haben könnte. Die waren damals sicher unfassbar robust.
[Anm. Cut-Off-Zeit beschreibt eine festgelegte Zeit, die Teilnehmer auf einer Strecke erreichen müssen, um am Wettkampf teilnehmen zu dürfen.]
Sara: Cut-off-Zeit?
Stefan: Das wären bei uns 14 Stunden. Wahrscheinlich hatte er aber auch andere Schuhe, oder?
Johanna: Die Leute damals waren im Alltag meist barfuß unterwegs. Schuhe waren mehr Temperaturschutz für Schnee und Eis im Hochgebirge, nicht so sehr fixe Fußbekleidung.
Didi: Und die Strecken dann mit Rucksack und Proviant, alles nicht so leicht.
Stefan: Fragt sich, ob er die Strecke gelaufen wäre oder nur gegangen? Glaubst du, ist er manchmal gelaufen?
Johanna: Ich denke, dass Ötzi jedenfalls laufen konnte. Nicht nur auf der Flucht. Ich glaube man kann sein Verhalten und seine Fitnes am besten mit Jägern und Hirten vergleichen. Wir sollten uns diesbezüglich umhören.
[Unser Kollege Stefan Tappeiner ist selbst Jäger ist und schaut in den Sommermonaten nach dem Almvieh seines Bruders. Was er uns berichtet hat, ist, dass er sich die 60 km nicht zutrauen würde und dass er normalerweise so was wie 800 Höhenmeter / 4 km in einer Stunde zurücklegt. Das hat jedenfalls mehr mit Trailrunning zu tun als mit Wandern.]
Sara: Super! Danke euch für das tolle Gespräch.
Der Museumsverein und das archeoParc-Team wünschen viel Erfolg beim Schnalstal Alpine Trail 25!

archeoParc Schnalstal, photo: Sara Weithaler