Am Tisenjoch im Schnalstal (N 46°46’44.004‘‘, E 10°50‘21.192‘‘) entdeckten Erika und Helmut Simon am 19. September 1991 Ötzi, den Mann aus dem Eis. Hier, mitten in der Gletscherregion Schnalstal, auf 3.210m querten unsere Vorfahren zwischen Finailspitze und Similaun Jahrtausende lang die Alpen.
Heute ist die Fundstelle selbst zu einem beliebten Ziel erfahrener Bergsteiger und ambitionierter Hobbyisten aus aller Welt geworden. Sie ist nur zu Fuß und aus der Luft erreichbar. Jeden Dienstag finden geführte Touren hier her statt.
> Ötzi Glacier Tour
Die Felsmulde
Im Eis gefriergetrocknet und durch eine Felsmulde vor den zerstörerischen Bewegungen des Gletschers geschützt hat Ötzi hier 5.300 Jahre überdauert. Die west-ost gerichtete Mulde ist 40m lang, 2,5-3m tief und 5-8m breit. Unmittelbar nach dem Fund wurde im Oktober 1991 eine archäologische Grabung in der Mulde durchgeführt. Sie wurde wegen Schneefall abgebrochen und im Sommer 1992 fortgesetzt und abgeschlossen. In den umliegenden Hochgebirgstälern sind bis heute Archäologen tätig, um Dokumente aus der Ur- und Frühgeschichte freizulegen.
Die „Pyramide“
Hier an der Fundstelle auf dem Weg von der Similaunhütte zur Finailspitze wurde ein Denkmal errichtet. Die vier Meter hohe und je zwei Meter breite und tiefe Struktur erinnert mit Inschriftentafeln in deutscher, italienischer, englischer und französischer Sprache an den außergewöhnlichen Menschenfund an diesem Ort. Die lokale Bevölkerung nennt das Denkmal „Stuanmandl“ (hochdeutsch: „kleiner Steinmann“) oder einfach „Pyramide“. Im Wetterkasten an der Südseite der Pyramide befindet sich das Gipfelbuch, in dem die Namen und Wege der angekommenen Bergsteiger aufgezeichnet sind. Die Gipfelbücher werden im Archiv des Alpenvereins Schnalstal in Karthaus aufbewahrt.
1994 errichtete Silvano Pergher vom Kulturverein Schnals und seine sechsköpfige Arbeitsgruppe die Steinsteinpyramide in der Nähe der Fundstelle. Die erste Arbeitsskizze für das Denkmal stammt vom Schnalser Künstler Friedrich Gurschler. Als Baumaterial diente das vor Ort anstehende Gneis-Geröll. Einige Steine zeigen Schrammen, die durch die Bewegungen des Gletschers entstanden sind.
1999 erhält die Pyramide eine Metallspitze. Das Denkmal ist nun bei geeigneter Witterung mit bloßem Auge vom Tal zu sehen.
2008 wird der obere Teil der Pyramide erneuert. Ein Gewitter hatte am Tisenjoch gewütet und Steine losgerissen. Weshalb der Blitzableiter der Pyramide den Dienst versagt hat, ist nicht klar.
privat, photo: Glyn Hudson