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Werkkurs Eltern-Kind-Bogenbauwochenende im archeoParccorso di artigianato antico weekend di costruzione archi nell’archeoParccraft class weekend of arch construction at the archeoParc.October 2024

7. Internationales Bogenbau-Symposium 2025 im archeoParc Schnalstal – 7 Fragen an den Initiator Gerhard Stark

Vom 29. Juni bis 5. Juli 2025 ist der archeoParc zum zweiten Mal Gastgeber des Internationalen Bogenbau-Symposiums, das dieses Jahr bereits in seine siebte Runde geht. Deshalb freut es uns umso mehr, die Bogenbauer und -bauerinnen wieder bei uns zu begrüßen. Unsere Mitarbeiterin Sara Weithaler hat dem passionierten Bogenbauer und Initiator des Symposiums Gerhard Stark vorab ein paar Fragen gestellt:

Sara Weithaler: Was kann man sich als Laie unter einem ‚Bogenbau-Symposium‘ vorstellen?

Gerhard Stark: Traditioneller Bogenbau, also aus einem Stück Holz einen funktionierenden Bogen zu bauen, ist eine Kunst. Viele Bogenbauer geben ihr Wissen an interessierte Neulinge in Form von Bogenbau-Seminaren weiter. Manche Bogenbauer bauen im Stillen in ihrer Werkstatt Bogen zum Verkauf, ohne ihre Geheimnisse preiszugeben.

Die Teilnehmer der Bogenbau-Symposien sind zumeist erfahrene Bogenbauer, welche ihr Wissen gerne mit anderen teilen und auch gerne mal etwas Neues dazulernen möchten. Das bietet die Gelegenheit, einem anderen Bogenbauer über die Schulter zu schauen: wie verwendet er/sie ein bestimmtes Werkzeug und welches Werkzeug nutzt er/sie, das ich selbst noch nicht kannte oder jedenfalls noch nie für den Bogenbau in Betracht gezogen habe.

Zu jedem Symposium laden wir einige wissbegierige Neulinge ein, damit wir unser Wissen auch weitergeben können.

Heuer kommt ihr zu uns in Schnalstal. An welchen Orten hat das Bogenbau-Symposium in den vergangenen Jahren stattgefunden?

Wir hatten das Vergnügen, im Federsee-Museum in Bad Buchau in Baden-Württemberg und auf dem Schloss Alsbach in Hessen zu Besuch sein zu dürfen.

Auch der archeoParc war schon mal Austragungsort des Bogenbau-Symposiums. Wir erinnern uns im Team gerne an das Bogenbau-Symposium 2018 und freuen uns auf euer Wiederkommen Anfang Juli! Was zieht euch diesen Sommer erneut ins Schnalstal?

Wir suchen für unsere Symposien nach Möglichkeit unterschiedliche Orte aus, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Am besten eignen sich dazu Orte mit historischem Bezug wie Burgen, Schlösser, Freilichtmuseen oder Ähnliches. Das gibt uns die Gelegenheit, unsere Bogenbau-Projekte nicht nur unter uns, sondern auch mit interessierten Besuchern zu teilen.

Das Bogenbau-Symposium 2018 im archeoParc im Schnalstal gehört mit der uns entgegengebrachten Gastfreundschaft und der wunderschönen Umgebung zu einem unserer Highlights.

Das diesjährige Bogenbau-Symposium steht unter dem Titel „Die Hickory Challenge“. Was ist damit gemeint?

Viele Bogenbauer haben vom Grund auf eine unterschiedliche Herangehensweise, wenn sie ein Stück Bogenholz vor sich haben. Mit den Challenges vergleichen wir dieses Herangehen an den Bogenrohling und die daraus entstandenen Ergebnisse. Hierbei ist es nicht wichtig, wer den schönsten, oder ‚besten‘ Bogen baut, sondern wie der Bogen gebaut wird. Welche Werkzeuge werden verwendet, wie werden Design oder Bogenform bestimmt. Und natürlich werden am Ende des Symposiums in einem kleinen Turnier unter uns auch die fertigen Bogen verglichen.

In jedem Jahr vergleichen wir unsere Herangehensweise an einer bestimmten Holzart. In diesem Jahr ist es Hickory.

Du baust selber schon seit vielen Jahren Bogen und gibst Bogenbau-Kurse. Es gibt eine Vielzahl an Bogenformen. Hast Du einen persönlichen Liebling?

Persönlich mag ich schlanke Flachbogen wie zum Beispiel „Typ Holmegaard“ oder den „Typ Bodman“. Diese Flachbogen-Typen wurden nach historischen Funden benannt.

Was macht die Arbeit mit dem Material Holz besonders reizvoll?

Kein Stück Holz ist wie das andere. Mit jedem neuen Projekt, sei es ein Holztisch oder ein Bogen, steht der Handwerker vor einer eigenen, neuen Herausforderung. Während der Bearbeitung entsteht, je nach Holzsorte, ein besonderer Duft und mit jedem Arbeitsschritt erkennt man wie sich das Projekt langsam aus dem Rohstoff herausbildet.

Durch den individuellen Wuchs, den jeder Baum im Laufe seines Lebens durchläuft, ist auch jeder Bogenrohling individuell. Es gibt keine zwei Vollholz-Bogen, die absolut identisch sind. Sie unterscheiden sich in der Farbe und in der Struktur, die mit den Jahresringen des Baums entstanden sind.

Wie perfektionistisch darf man als Bogenbauer sein?

Das ist jedem Bogenbauer selbst überlassen.

Die ‚1000 Prozent‘-Perfektionisten, wählen ein perfektes Stück Holz mit gradem Wuchs und wenig Ästen. Daraus werden sie sich sehr langsam und vorsichtig an eine perfekte Bogenform herantasten und den Bogen in akribischer Feinarbeit zu einem perfekten Kunstwerk ausarbeiten. Die Puristen nehmen ein einigermaßen geeignetes Stück Holz und bauen daraus ‚dann mal einen Bogen‘.

Das Gute daran ist, dass beide Herangehensweisen am Ende einen schussfähigen Bogen ergeben.

Wann weiß man, dass man einen fertigen Bogen in den Händen hält?

Wenn man in der Lage ist, damit einen Pfeil sicher in das vorbestimmte Ziel zu bringen ist die Funktion als Bogen gegeben.

Hinzu kommt dann wieder der persönliche Anspruch an das Finish des Bogens. Wie fein soll er geschliffen sein, soll er geölt, gewachst oder lackiert werden? Möchte man ein Griffleder anbringen, oder ihm auf andere Weise eine eigenwillige Note verleihen?

Was macht den Bogenbau deiner Meinung nach auch für Außenstehende interessant?

Da gibt es zum einen jene, die in der Jugend bereits mit Flitzebogen „Indianer“ gespielt haben oder jene, welche das Material Holz begeistert. Andere schießen selbst mit modernen Bogen und interessieren sich für den Ursprung des Bogenschießens.

Manche sehen bei uns zum ersten Mal wie ein Bogen entsteht und lassen sich dadurch begeistern. Die Gründe für das Interesse sind so mannigfaltig wie die Menschen selbst.

Wie viel handwerkliches Geschick und Können sollte man für das Bogenbauen mitbringen?

Um hobbymäßig Bogen zu bauen braucht es etwas Geschick im Umgang mit Holzwerkzeugen und das Interesse am Holz und am Thema. Für die Teilnahme am Bogenbau-Symposium benötigt man Erfahrung als Bogenbauer.

Gibt es „Dauergäste“ beim Bogenbau-Symposium?

Das kann man so sagen. Drei Teilnehmer waren bisher bei jedem Symposium dabei und 3-4 weitere sind so oft sie es können dabei. Dazu freut es uns immer wieder, wenn wir Neulinge haben, die auch gerne ein zweites oder drittes Mal unserer Einladung folgen.

Worauf freust du dich besonders?

Alte Freunde wieder zu sehen, neue Freunde kennen zu lernen und das wundervolle Ambiente, dass uns im archeoParc und im Schnalstal erwartet.

Gerhard, danke für das Gespräch! Wir sehen uns Anfang Juli!

Lust auf dein eigenes Bogenabenteuer?

Du willst einen kurzen Einblick in die Welt des Bogenbaus werfen? Dann komm in der ersten Juliwoche im archeoParc vorbei! Als Rahmenprogramm des Bogenbausymposiums findet ein „Tag der offenen Werkstatt“ statt, an dem man den Symposiumsteilnehmenenden bei der Arbeit zuschauen und mit ihnen plaudern kann.

„Die Veranstaltung ist eine tolle Ergänzung zu unserem Tagesprogramm“ sagt Museumsleiterin Johanna Niederkofler. Sie freut sich auf die Symposiumstage und ergänzt, dass währenddessen alle Erlebnisstationen regulär geöffnet sein werden. Passend zum Thema also ein Muss, am museumsinternen Bogenschießstand vorbeizuschauen! Informationen zur Veranstaltung und zum gesamten Tagesprogramm gibt es hier auf der Website im Kalender.

Wer sich vom Bogenbaufieber anstecken hat lassen und selbst gerne einen Bogen bauen möchte, der kann sich jederzeit zu einem öffentlichen oder privaten Termin unserer Werkkurse annmelden.

Theory first?

Dich interessiert eher die Philosophie hinter der Kunst mit Pfeil und Bogen zu schießen? Dann ist dieser Klassiker unter der Bogensportliteratur vielleicht etwas für dich: Eugen Herrigels „Zen in der Kunst des Bogenschiessens“, erhältlich z.B. bei uns im Museumsshop.