Archiv Nachrichten
2007
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Wie bearbeitet man Feuerstein?
Immer wieder treffen wir auf Menschen, die glauben, es genüge einfach, zwei beliebige Steine gegeneinander zu schlagen, um daraus ein Messer zu machen. Doch weit gefehlt, das Bearbeiten von Feuerstein bedarf vieler Jahre der Übung, um solch wunderbare Werkzeuge herzustellen, wie sie auch Ötzi besaß. Unser langjähriger Mitarbeiter Philipp Schraut erzählt was es zum Bearbeiten von Feuerstein so alles braucht:
Zunächst einmal braucht man dafür den richtigen Stein, nämlich Silex, der oft auch Flint oder Feuerstein genannt wird. Gute Steine wurden manchmal viele hundert Kilometer weit gehandelt, weil sie solch ein wichtiger Rohstoff waren. In Gegenden mit Vulkanen wurde oft auch Obsidian verwendet, der die gleiche glasartige Struktur wie der Silex besitzt. Um von einer großen Knolle Silex passende Stücke abzuschlagen, nehmen wir verschieden große Hammer aus runden Steinen oder aus Hirschgeweih.
Rassiermesserscharfe Abschläge wie sie Ötzi bei sich trug
Auf der Silexknolle suchen wir uns eine Kante, deren Winkel zwischen 60 und 80 Grad hat. Hier können wir einen gezielten Schlag platzieren, mit dem wir einen dünnen Abschlag von der Knolle abtrennen können. Das Ganze dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, aber wir haben damit schon eine brauchbare Klinge, welche an den Kanten rasiermesserscharf ist und z.B. zum Schneiden von Leder hervorragend geeignet ist. Ötzi hatte genau so einen Abschlag bei sich, als man ihn fand.
Wie aus Feuerstein-Abschlägen Pfeilspitzen werden
Was, wenn wir jetzt aber keine Messerklinge brauchen, sondern eine Pfeilspitze? Dann können wir den Abschlag mit einem sogenannten Retuscheur weiter bearbeiten. Das ist eigentlich nur eine Geweihspitze in einem Holzgriff. Aber hiermit können wir so lange winzige Splitter von unserem Silexabschlag wegdrücken, bis die Pfeilspitze die gewünschte Form hat. Auch Ötzis Dolch zeigt ganz deutlich Spuren, dass dort mit dem Retuscheur die Schneidkanten wieder nachgeschärft worden sind. Zum Glück hatte Ötzis Dolchklinge beim Auffinden noch den Griff aus Holz, sonst hätte man sie leicht für eine große Pfeilspitze halten können!
Hast du schon mal mit einem Silexwerkzeug gearbeitet? Etwas damit geschnitten oder ein Loch mit einem Silexbohrer gebohrt? In unserer Besucherwerkstatt bieten wir oft Kurzworkshops an, bei denen mit solch außergewöhnlichen Werkzeugen gearbeitet wird.
Schau dir unser Programm an und komm uns besuchen. Oder schreib uns an info@archeoparc.it, wenn du Fragen hast oder deine eigenen Feuerstein-Erfahrungen mit uns teilen magst. Wir freuen uns darauf!
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Neun Arbeitsjubiläen nachgefeiert
Am gestrigen Donnerstag, 19. Jänner bedankte sich der archeoParc Schnals Museumsverein im Rahmen eines Betriebsessens bei neun langjährigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Hannelore Tumler und Martha Pazeller sind für 20 Jahre Mitarbeit geehrt worden.
Sein heuriges Betriebsesssens nutzte der archeoParc-Trägerverein, um die Ehrung von neun langjährigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nachzuholen. „Die Feierlichkeiten waren ursprünglich anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens des archeoParc 2021 geplant“ erklärt die Vereinsvorsitzende Sonja Santer, die zusammen mit ihrem Stellvertreter Otto Rainer die Arbeitsdiplome überreichte und den geehrten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen dankte. „Ihr seid es, die einen großen Teil unseres Erfolges ausmachen.“ lobte Santer den Einsatz.
20 Jahre Engagement für Besucher:innen
Zwei Mitarbeiterinnen erhielten Arbeitsdiplome für 20 Jahre Tätigkeit: Hannelore Tumler und Martha Pazeller waren seit der archeoParc-Eröffnung bzw. ab kurz danach Teil des archeoParc-Teams.
Außerdem geehrt wurden für 15 Jahre Mitarbeit die archeoParc-Leiterin Johanna Niederkofler und Ernst Gamper, für 10 Jahre Mitarbeit Magdalena Alber, Simone Bacher und Siegmar Gamper und für fünf Jahre Mitarbeit Silvia Tumler und Stefan Tappeiner.
„Dass wir diese Feier heute nachholen können, freut mich ungemein.“ sagte Johanna Niederkofler, die sich dem Dank seitens des Vereinsvorstands anschloss. „Tolle Menschen und zig gemeinsame Stunden Engagement dafür, dass es die Besucher und Besucherinnen bei uns schön haben.“ fasste sie zusammen, während sie an die guten und an die schwierigen gemeinsam mit dem Vereinsvorstand gemeisterten Zeiten dachte. Abschließend dankte Niederkofler im Namen des Teams dem Vorstand und allen Mitgliedern des Vereins, der durch sein ehrenamtliches Engagement seit jeher die Basis für die Arbeit im archeoParc legt.
Nicht nur das Betriebsessen für archeoParc-Vorstand und Team hat nach zwei Jahren Pause heuer wieder stattgefunden (Danke an das Küchenteam vom Tonzhaus), auch die Besucher und Besucherinnen dürfen sich ab Frühling wieder auf das komplette archeoParc-Angebot freuen. Hierfür stockt der Museumsverein seine Belegschaft auf.
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Feuer machen bei Ötzi
Heute stellen wir euch eine der Fragen vor, die uns im archeoParc am häufigsten gestellt werden: Wie hat Ötzi Feuer gemacht? Gerne lassen wir unseren langjährigen Mitarbeiter Philipp Schraut erzählen, was die Entdeckung von Ötzi am Tisenjoch so alles über’s Feuer machen in der Steinzeit verrät und dass wir uns vorstellen können, dass man damals auch andere Feuermach-Methoden wie z.B. das Feuerbohren kannte:
Ja, wie es Ötzi damals geschafft hat, Feuer zu machen, wissen wir ziemlich genau, weil man Abrieb von einem eisen- und schwefelhaltigen Stein und Zunderschwamm bei ihm gefunden hat. Mit dieser Methode – man nennt sie Feuer schlagen – zeigen wir im archeoParc stündlich unseren Gästen das Feuermachen.
Daneben gibt es aber noch unzählige andere Weisen, ein Feuer zum Brennen zu bringen, drei davon kann man im Moment in unserer Dauerausstellung sogar als Video sehen. Die vielleicht bekannteste Feuermach-Methode ist wohl das sogenannte Feuerbohren. Hierbei entsteht durch Reibung Hitze, die wiederum eine Glut erzeugt. Im Grunde genommen braucht man hierfür nur ein weiches Holzbrett und einen geraden Stab von 1-2 cm Durchmesser, dessen Inneres aus weichem Mark besteht. Von den hier vorkommenden Arten bieten sich Holunder oder Beifuß an. Trocken müssen die Hölzer natürlich auch noch sein!
Feuer bohren mit dem Handdrill
Wie ich dabei vorgehe? Zunächst einmal schnitze ich mir ein kleines Holzbrett zurecht, es sollte 4- 5 cm breit und 1- 2 cm dick sein. Es sollte etwa so lang sein, dass ich es mit einem Fuß auf dem Boden festhalten kann und noch ein wenig Platz für den Bohrer bleibt. Damit dieser nicht wegrutscht, mache ich mir eine kleine Vertiefung ins Brett. Hier wird der Bohrstab eingesetzt und zwischen den Handflächen hin und her gedreht, bis der erste Rauch aufsteigt. Dann schneide ich vom Rand eine Kerbe bis zum Bohrloch.
Wenn ich nun weiter den Bohrer drehe, sammelt sich dunkelbrauner Holzstaub in dieser Kerbe. Wichtig ist es, neben den gleichmäßigen und schnellen Drehbewegungen auch genügend Druck nach unten auszuüben. Wenn ich in Übung bin, schaffe ich es in weniger als zwei Minuten eine haselnussgroße Menge an Bohrstaub zu erzeugen und sie dann mit viel Power zum Glühen zu bringen.
Von der Glut zur Flamme
So ein winziges Häufchen Glut ist natürlich noch kein loderndes Feuer! Ich muss sie in eine Art Nest aus trockenem Heu, feinen Flugsamen und ähnlichem leicht brennbaren Material geben. Behutsamkeit ist gefragt, um die Glut nicht versehentlich zu löschen oder zu verlieren. Ganz vorsichtig blase ich in die Glut, bis das Zundernest brennt und – juhuh – ich habe Feuer gemacht!
Ob Ötzi auch mit dieser Methode mal ein Feuer gemacht hat, das wissen wir nicht. So ein Feuerzeug aus zwei Holzstücken hätte sich kaum über so lange Zeit erhalten können. Aber alle notwendigen Bestandteile hätten die Menschen der Steinzeit leicht finden können und an Geschicklichkeit hat es ihnen sicher auch nicht gemangelt.
Vielleicht habt ihr ja Lust bekommen, es selbst einmal zu probieren? Man braucht nur ein wenig Übung und etwas Hornhaut an den Händen. Schickt uns doch ein Video oder Foto an info@archeoparc.it, wenn ihr es geschafft habt! Wir freuen uns darauf!
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Skitour zur Ötzi-Fundstelle
Letzte Woche hat unsere heuer erste Ötzi Glacier Tour stattgefunden. Bei der Dienstagtour – so heißen wir unsere wöchentlich stattfindene öffentliche Tour – waren sieben Leute mit dabei und wir freuen uns nach wie vor über die begeisterten Rückmeldungen, die wir von Bergführer Robert und von zwei Teilnehmern erhalten haben. Vielen Dank! 🙂 Die Tour hat als Skitour stattgefunden, wie alle öffentlichen Touren in diesen Monaten.
Die freudigen Rückmeldungen und die aktuellen Schneeverhältnisse haben wir zum Anlass genommen, bei unserer Mitarbeiterin Silvia Tumler nachzufragen, wie die Ötzi Glacier Tour mit Tourenskiern so abläuft. Die passionierte Tourengeherin kümmert sich bei uns unter anderem um die Organisation der Ötzi Glacier Tour. Ihr Fazit: „Die Ötzi Glacier Tour ist für sichere und erfahrene Skifahrer als Einstiegskitour geeignet.“
Im Winter zur Ötzi-Fundstelle
Das ganze Jahr über bietet der archeoParc geführte Touren zur Ötzi-Fundstelle an, die Ötzi Glacier Tour. Die Anmeldung erfolgt online, per Telefon oder direkt im archeoParc. Ein besonderes Erlebnis ist es, die Fundstelle im Winter mit den Tourenski zu besuchen und – je nach Schneeverhältnisse – tolle Abfahrten im Pulverschnee zu genießen.
Tourenverlauf
Um es vorweg zu nehmen: Die Route der Ötzi Glacier Tour verläuft zum Großteil über Gletscher, das heißt, es sind nur wenige, kurze steile Anstiege dabei. Wir starten unsere Tour an der Talstation der Schnalstaler Gletscherbahn in Kurzras, von wo aus wir mit der Gondel auf die Bergstation Grawand fahren. Nach einer kurzen Einweisung des Bergführers geht es erst einmal über die Piste den Gletscher bergab zu den Finail-Liften. Diese queren wir, verlassen die gesicherte Piste und begeben uns ins freie Gelände. Je nach Schneeverhältnisse können wir noch ein Stück queren oder eine kurze Abfahrt auf den Hochjoch-Ferner machen.
Dann heißt es Felle aufziehen und immer bergauf! Über den Kreuzferner erreichen wir unseren höchsten Punkt, das Hauslabjoch (3280 m). Eine kurze Abfahrt bringt uns zum Tisenjoch (3210 m), der Fundstelle von Ötzi. Nach dem Aufstieg zurück auf das Hauslabjoch hoffen wir auf gute Schneeverhältnisse für die Abfahrt in das Hochjochtal. Dort heißt es wieder Felle aufziehen für letzten Anstieg zur Skipiste, wo wir über die Talabfahrt nach Kurzras zurückkehren.
Verpflegung für unterwegs
Für die Verpflegung während der Tour ist jeder selber verantwortlich. Es besteht keine Möglichkeit zu einer Einkehr während der Wintertour! Wichtig ist genügend zu Trinken mitzunehmen – ca. 1 bis 1,5 Liter sind ausreichend. Warme Getränke, wie Tee mit Honig oder Zucker oder warmer Saft sind hierfür empfehlenswert. In dieser Höhe ist es oft sehr kalt und auch windig.
Unsere Bergführer machen in der Regel drei Zwischenpausen, in denen die Möglichkeit besteht sich zu stärken. Ein belegtes Brot und Müsliriegel, Trockenfrüchte, Nüsse, Schokolade eignen sich super für einen energiereichen Zwischensnack.
Wenn du beim Packen bist, schau mal in die Webcam, die die Uni Innsbruck am Tisenjoch betreibt. Sie zeigt aktuelle Bilder von der Ötzi-Fundstelle und liefert gleich Wetter- und Temperaturdaten mit.
Ausrüstung für die Skitour zur Ötzi-Fundstelle
Wie Du siehst, sind wir zum großen Teil auf Gletscher oder auch auf gesicherter Piste unterwegs. Es erwarten uns aber trotzdem ein-zwei kurze, aber steile Anstiege. Für diese Passagen ist es ratsam, Harscheisen mit dabei zu haben. Außerdem brauchst Du – wie bei jeder Tour im freien Gelände – eine komplette Lawinenausrüstung mit Sonde, Schaufel und LVS. Diese wird Dir bei Bedarf von unserem Bergführer zur Verfügung gestellt. Tourenski, Schuhe und Stöcke können direkt vor der Tour (bitte telefonisch vereinbaren und uns Bescheid geben) oder bereits am Vortag im Skiverleih Stricker in Kurzras ausgeliehen werden. Der Skiverleih Stricker liegt zwei Gehminuten von unserem Treffpunkt.
Bei der Kleidung hat sich für mich am besten das Zwiebelschalenprinzip bewährt. Mehrere Schichten und eine winddichte Jacke sorgen für genügend Wärme. Auch ein Unterhemd zum Wechseln, wenn man schnell schwitzt, kann ich nur empfehlen. Je nach Temperatur kann man an der Fundstelle die unterste Kleidungsschicht wechseln. Zur Standardausrüstung gehören des Weiteren Mütze, Handschuhe, Sonnenbrille und Sonnencreme. Die Sonnenintensität am Gletscher ist sehr hoch und ein guter Schutz unbedingt erforderlich. Auch ein Skihelm für die Abfahrten kann gerne mitgebracht werden.
Egal ob der Tag sonnig oder wolkig beginnt und wie die Wettervorhersage ist, das Wetter in den Bergen kann sehr schnell umschlagen und das muß man bei seiner Ausrüstung unbedingt berücksichtigen. Mein Motto ist immer: „Lieber eine Schicht zu viel, die ich Ausziehen kann, als den ganzen Tag frieren.“
Als Einstiegsskitour geeignet
Wenn Du also auf der Piste ein sicherer und erfahrener Skifahrer bist und eine gute Grundkondition hast, steht einem unvergesslichen Gletschererlebnis nichts mehr im Wege – selbst ohne Skitourenerfahrung.
Hast du Lust auf dieses außergewöhnliche Winterabenteuer bekommen oder du magst uns über deine Winter-Tour zur Fundstelle berichten?
Melde dich über unser Onlineformular an oder schreib uns an info@archeoparc.it. Wir freuen uns!